Deutschland hat sich zwar gegenüber 1990 deutlich verbessert, das gilt aber praktisch für alle hochentwickelten Länder und spiegelt lediglich den medizinischen Fortschritt wieder und besagt daher nicht viel. Interessanter hingegen ist, wie sich Deutschland im Vergleich zu den anderen Industrienationen schlägt. Und hier besteht durchaus noch Luft nach Oben.
Während bei den Ländern, die die ersten beiden Plätze belegt haben - Andorra und Island - die geringe Grösse bzw. Einwohnerzahl einen Vergleich mit großen Ländern wie Deutschland gegebenenfalls unfair erscheinen lässt, so ist dieses Argument im Vergleich zur drittplatzierten Schweiz kaum mehr als Entschuldigung zu akzeptieren. Diese kommt immerhin auf einen Index von 92 Punkten (Skale 0-100, wobei 100 einer perfekten Gesundheitsversorgung entspräche) während Deutschland mit nur 86 Punkten abgeschlagen erst auf dem 20. Platz folgt. Vor Deutschland liegen die für ihr gutes Gesundheitssystem bekannten skandinavischen Länder Schweden (Platz 4) und Norwegen (5), aber auch Australien (6), bei dem man aufgrund seiner Grösse und dünnen Besiedlung ausserhalb der Ballungszentren im Bereich Verfügbarkeit der Versorgung doch eher schlechtere Werte erwarten würde. Auch unsere direkten Nachbarn, die Niederlande (Platz 9), Österreich (14) und Frankreich (15) bieten eine bessere Versorgung und dies gilt selbst für die wirtschaftlich angeschlagenen südeuropäischen Staaten wie Spanien (8) und Italien (12). Selbst Griechenland liegt mit Platz 19 noch knapp vor Deutschland.
Aber schauen wir uns doch einmal an, wie Deutschland im Vergleich zu den anderen Ländern der europäischen Union abschneidet.
Platz EU | Platz weltweit | Land | Index1 |
1 | 4 | Schweden | 90 |
2 | 7 | Finnland | 90 |
3 | 8 | Spanien | 90 |
4 | 9 | Niederlande | 90 |
5 | 10 | Luxemburg | 89 |
6 | 12 | Italien | 89 |
7 | 13 | Irland | 88 |
8 | 14 | Österreich | 88 |
9 | 15 | Frankreich | 88 |
10 | 16 | Belgien | 88 |
11 | 18 | Slovenien | 87 |
12 | 19 | Griechenland | 87 |
13 | 20 | Deutschland | 86 |
14 | 24 | Dänemark | 86 |
15 | 26 | Zypern | 85 |
16 | 28 | Malta | 85 |
17 | 29 | Tschechien | 85 |
18 | 30 | Vereinigtes Königreich | 85 |
19 | 31 | Portugal | 85 |
20 | 33 | Kroatien | 82 |
21 | 34 | Estland | 81 |
22 | 38 | Ungarn | 80 |
23 | 39 | Polen | 80 |
24 | 43 | Slovakei | 79 |
25 | 44 | Lettland | 78 |
26 | 47 | Litauen | 77 |
27 | 51 | Rumänien | 74 |
28 | 58 | Bulgarien | 71 |
1 Index gerundet auf volle Zahlen, Sortierung aber nach absolutem Wert
Deutschland liegt also trotz seiner hohen Wirtschaftsleistung nur im Mittelfeld aller EU-Staaten und würde man nur die EU vor der Osterweiterung betrachten, dann läge Deutschland sogar auf den hinteren Rängen.
Ein gut funktionierendes, allgemein zugängliches Gesundheitssystem ist ein wichtiger Eckpfeiler für sozialen Frieden in einer Gesellschaft. Deutschland hat hier, vor allem gemessen an seiner Wirtschaftskraft, ein deutliches Defizit, das es auszugleichen gilt. Der Weg dahin kann jedoch nicht darin liegen, noch mehr Bürokratie und Rationierung der Leistungen durch die gesetzlichen Krankenversicherungen zu schaffen, sondern die Entscheidung über Sinn oder Unsinn einer Therapie dorthin zurückzugeben, wo sie hingehört: in die Hände der Ärzte, die allein dem Wohl ihrer Patienten verpflichtet sind.